Inhalt
Die Kölner Arbeitsgruppe zur pränatalen Psychologie stellt ihre Gedanken zu Leidenschaft und Liebe vor, die auf der Diskussion von Joanna Wilheims Buch Unterwegs zur Geburt basieren. Die Einleitung von Blazy gibt Beispiele zum allgemeinen Verständnis von Leidenschaft und zur leidenschaftlichen Forschung der frühen Psychoanalyse. Die langsame Öffnung der Psychoanalyse für Zeugung und pränatales Leben wird überholt von aktuellen Forschungen zur gänzlich leidenschaftslosen extrauterinen Zeugung. Dehne illustriert Wilheims Auffassung der Leidenschaft mit Beispielen aus der Literatur, die zudem Freuds Vorstellung belegen, daß die Dichter all das längst wissen, was die Psychoanalyse eher mühsam ins gesellschaftliche Bewußtsein bringt. Pechmann diskutiert kritisch die destruktive Seite der frühen intrauterinen Entwicklung in Wilheims Buch und weist auf die Notwendigkeit, die Qualität des Beziehungskontextes hier stärker zu berücksichtigen. Ein Beispiel aus ihrer haptonomischen Praxis mit Eltern und Kind verdeutlicht ihren Gedanken der mitmenschlichen Begleitung. In der Haptonomie geht es um einen sehr basalen, affektiv-annehmenden Kontakt zum intrauterinen Kind. Frans Veldman, ihr Begründer, entwickelte sie in einer Zeit der Verfolgung und Bedrohung. Pechmann gibt damit einen Hinweis auf einen anderen möglichen Weg aus leidvollen Erfahrungen. Evertz versucht, am kunsttherapeutischen Prozeß einer 50jährigen Klientin ein Feld ¨ästhetischer Rezeption anzudeuten, das Malereibilder als synästhetische „Ultraschallbilder“ der Ontogenese in visueller Form versteht, die bis zu den ersten, auf der biologischen Modellebene sogenannten zellulären Prozessen vor und während der Zeugung und Einnistung reichen.
The Cologne work-group on prenatal psychology presents own ideas on passion and love based on the study of Joanna Wilheim’s book Unterwegs zur Geburt (1995). Some introductory remarks are given by Blazy on passion in general understanding and passionate research in early psychoanalysis. The rather slow interest of modern psychoanalysis in conception and prenatal life is nowadays overcome by the quite a-passionate extrauterine conception. Dehne illustrates Wilheim’s concept of passion with striking examples from literature which confirm Freud’s idea that the poets always knew what psychoanalysis rather painfully tries to evoke in societal concience. Pechmann critically discusses the destructive side of the early intrauterine development Wilheim describes and points at the necessity of taking the quality of the relational context into account. She illustrates her ideas with an example from her obstetrical haptonomic practise with parents and child. Veldman, the founder of haptonomy invented this technique in troublesome times of war thus showing another way to deal with dreadful experiences due to Pechmann. Evertz tries to show a realm of aethetical reception from the art therapeutical process with a 50 years old client which regards painted images as synaethetic “ultrasound-images” of ontogenesis in visual form which trace back to the earliest cellular processes as biology calls them before and during procreation and lodging of the fertilized egg.