Inhalt
Bei allen ursprünglichen Kulturen ist das Kleinkind immer in beruhigendem Körperkontakt mit der Mutter oder bei einer anderen Betreuerperson. Alle Hochkulturen zeichnen sich umgekehrt durch eine frühe und konsequente Trennung von einer Mutter und ihrem Baby aus – als emotionale Anpassung an das entfremdete Leben in den Städten. Damit aber wird ein Panik-Kern in jedem Menschen zu Beginn seines Lebens eingeprägt. Die erste Hochkultur, die uns von diesem Vorgang Zeugnis ablegen kann, sind die Sumerer, die vor 5000 Jahren im Nahen Osten die Schrift erfunden haben. Die Mythen werden als die großen Träume dieses Volkes betrachtet, um die geheimen Ängste der damaligen Bevölkerung tiefenpsychologisch zu entschlüsseln. So wird Inanna, die Göttin der sexuellen Liebe und des Krieges als ein Bild der zwiespältigen Einstellung einer damaligen Mutter zu ihrem Baby, zu Dumuzi gedeutet. Ziehen wir zudem in Betracht, daß das Seelenleben eines Menschen schon in der Schwangerschaft beginnt, so kann der Sintflutmythos als eine Darstellung des Geburtstraumas angesehen werden; bzw. der Kampf zwischen den beiden obersten Göttern Enlil und Enki, und d. h. zwischen dem Gott „Nabelschnur“ und ¨ dem Gott „Gebärmutter“ im Flutmythos kann als Ambivalenz einer damaligen Mutter schon während der Schwangerschaft verstanden werden. Alle die großen Gestalten von Inanna bis Gilgamesch verstehe ich als die geheimen und versteckten Konfliktsituationen und Ängste in der Tiefe der sumerisch-babylonischen Seele. Die Wurzeln unserer eigenen „Verrücktheit“ ist somit mehr als 5000 Jahre alt.
The Flood or the Unwept Tears of the Old Sumerians and Babylonians. In all traditional societies a baby ist always in soothing body contact with its mother or with another person. Within all High-Cultures, on the other hand, mother and baby are consistently separated from each other at an early age, as an emotional adaptation to the alienated life in cities. So a core of panic is imprinted in every human being. The first High-Culture which can inform us about this panic are the Sumerians who invented script in the Ancient Near East five thousand years ago; their myths are unterstood as the great dreams of this people. The goddess of sexuel love and war, Innana, is interpreted as an image of an ambivalent mother against her baby Dumuzi. If we consider that the psychic life of a human being begins during pregnancy, then the myth about the flood can be understood as how the people experienced their birth as trauma. The flood story is a permanent fight between the two highest male gods Enlil and Enki, the “navel-cord” god against the “womb” god. This fight is interpreted as an image of the ambivalence of a mother even during pregnancy. All the old gods and heros, from Inanna to Gilgamesh, are seen as the image of the unconscious conflict situations and anxieties hidden in the depths of the Sumerian and Babylonian soul. The roots of our own “crazyness” are more than five thousand years old.