Beschreibung
„Geh bitte, nach 5 Minuten ist der Frau das doch sowieso Wurscht, wie das Kind aussakummen ist.“
Das war der zündende Satz, mit dem das Filmprojekt „Meine Narbe“ begann. Ich stand in einem Wiener Spital, neben mir ein Arzt, der seine Meinung lässig der gegenüberstehenden Hebamme entgegenschleuderte.
Ich war dermaßen fassungslos über die Ignoranz oder die traurige Unkenntnis der Psyche einer Gebärenden, dass ich die Äußerung des Arztes nicht kommentierte. Aber der Satz brannte sich in meine Gedächtnis und mir war klar, irgendwie müsse ich eine Gelegenheit schaffen, es auch solchen Menschen deutlich zu machen, was eine Schnittentbindung für eine Frau bedeuten kann. Die Idee für MEINE NARBE war geboren.
Im Mittelpunkt von MEINE NARBE stehen junge Mütter und Väter und ihr persönliches Erleben mit der Schnittentbindung. In schonungslos ehrlichen Interviews schildern sie Erwartungen und Wünsche, die sie an die Geburt ihres Kindes hatten, ihr körperliches und seelisches Empfinden sowie die oft langwierigen Folgen dieses Ereignisses: „Ich habe mich komplett auf meinen Frauenarzt verlassen. Wenn der sagt, es ist etwas, dann ist etwas. Und so bin ich zwei Wochen später auf dem OP-Tisch gelegen.“
Der Film gewährt tiefe Einblicke in ganz persönliche Geburtserlebnisse von Männern und Frauen und zeigt intime Momente, die bis dato noch mit kaum einem anderen Menschen geteilt wurden.
Jedes dritte Baby in Österreich erblickt mittlerweile bei einem Kaiserschnitt das Licht der Welt. Die oftmals als „sanft“ beschriebene Form der Geburt ist heutzutage die häufigste Operation bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die von der Medizin so angepriesene, weil angeblich risikoarme Form der Geburt, wird aber von Frauen vielfach als Trauma erlebt: „Der Kaiserschnitt war immer eine dunkle Wolke, die über mir gehangen ist. So viele andere Frauen bringen ihre Kinder vaginal zur Welt, nur ich schaff ’s nicht. Ich bin zu blöd dazu.“ Gedanken und Gefühle, die oft genug dazu führen, dass ihr Erlebnis mit dem Kaiserschnitt tabuisiert wird.
Neben der Enttabuisierung der möglichen seelischen Folgen einer Schnittentbindung möchte ich Frauen Mut machen, über ihr Geburtserlebnis zu sprechen. Ich möchte Frauen, die entgegen ihrer Erwartungen den Kaiserschnitt als belastend erlebt haben, zeigen, dass es etlichen anderen Frauen ähnlich geht, dass sie mit ihren Gefühlen und Empfindungen nicht alleine sind.
MEINE NARBE wurde in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm 2014“ für die ROMY nominiert sowie für den Fernsehpreis der Erwachsenenbildung.